Donnerstag, 31. Januar 2008

Die Sprache als Haus des Seins

Wer Studenten der Islamwissenschaft kennt, hat vielleicht auch schon einmal deren Klagen bei der Übersetzung philosophischer Texte ins Arabische vernommen. Denn eine Sprache, die das Wort bzw. die Copula "sein" nicht kennt, stellt dem Übersetzer dabei so manches ontologische Beinchen. Gerade Texte Heideggers stellen unter diesem Gesichtspunkt gewiss eine besondere Herausforderung dar.

Interessant ist es daher zu lesen, wie andere Sprachkreise mit solchen Problemen umgeht. Vor kurzem fand ich folgende Einladung zu einem japanischen Heideggerlesekreis als Aushang in der UB (Ausschnitt):


Auf das gemeinsam zu lesende Werk Heideggers (ハイデガーの = haidegaa no = von Heidegger) wird folgendermaßen verwiesen:

“存在ち時間”

Werfen wir einen genaueren Blick auf die Schriftzeichen zwischen den Anführungszeichen!

1) son: be/exist
+ 在
zai: be
= 存在 sonzai: existence

2) ち to: and

3)ji: time/hour
+ 間 kan: interval/counter
= 時間 jikan: time

存在ち時間 => "sonzai to jikan" => "existence and time" => "Sein und Zeit" also wollen sich die Freunde aus dem fernen Osten gemeinsam zu Gemüte führen. Wohl bekomm's!

__________________
Literatur:
Spahn/Hadamitzky: The Kanji Dictionary. Rutland et al. 1996.
Heidegger, M.: Über den Humanismus. 10. Aufl. Frankfurt 2000.

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