Iustitia distributiva
Ausgehen wollen wir für unsere Bildinterpretation von der Allegorie am linken Bildrand. In ihr entdecken wir die Sparsamkeit, dargestellt in der klassischer Ikonographie mit Schottenmuster. Die Wirklichkeit, welche hier als Künstlerin am Werke ist, positioniert sie am Rande der Gesellschaft. Sie erfährt durch das explizite "BAD BOY" auf der Kleidung eine zusätzliche soziale Stigmatisierung. Sie setzt sich ab vom Reste der Masse, und unbeschirmt ist sie den Elementen ausgesetzt, während sich der restliche Pöbel hin zum beweglichen Podium der Jecken am rechten Bildrand drängt. Diese schleudern, erhöht über der Gesellschaft thronend, gönnerhaft-jovial Kamellen zum Prekariat hinab.
Diese Art der Güterverteilung orientiert sich in ihrer Willkürlichkeit an keinerlei Maßstäben hinsichtlich Verdienst oder Bedürftigkeit der Bürger. Auf die politische Dimension der sozialen Gerechtigkeit verweist die Wirklichkeit, indem sie die Jecken in den gleichen Farben darstellt, in der auch der Schriftzug der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands von der linken Häuserfassade prangt. Die größtmögliche räumliche Entfernung zwischen diesen beiden Elementen unterstreicht das Gefälle zwischen Sein und Sollen. So kehren wir heim, stellen das Strüssje in die Vase, reichen den Gästen sandige Schokolade, und fragen uns betroffen, ob wir diese Brosamen des Zochs eigentlich verdient haben ...
Nachtrag:
Das römische Recht kennt einen eigenen Ausdruck für die Geschenkchen, welche der Kaiser von der Tribüne herab unter das bettelnde Volk warf: der iactus missilium!
Unten eine Abbildung vom Konstantinsbogen in Rom, der den Kaiser beim Verteilen eben solcher Geschenklein zeigt. Ob es sich um billige Süssigkeiten und Blumensträuße handelt, verschweigt uns der vom imber edax malträtierte Marmor...
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