Montag, 25. Februar 2008

Bekenntnisse eines Präsidenten

(Aus den gerade erschienenen Confessiones des Nicolaus Lutetiensis)

Groß bist Du, o Herr, und höchsten Lobes würdig, groß Deine Tugend und Deine Weisheit, und wohl weiß ich um die Ehre, die Du mir unter all den Sündern dieser Erde zu Teil werden ließest. Denn als Einzigen schufest Du mich, um Dir zu nahen an Größe und Weisheit gleich, um walten zu lassen Deinen Willen wie Gott in Gallien. Mit schweren Prüfungen säumtest Du meinen Weg hinauf zu Dir, doch einzig der Wunsch, Dir nah zu sein, nährte mich im finsteren Tale und gab Kraft, den Dämonen zu widerstehen und Sirenen, die mit süßem Gesang mich lockten in den stinkenden Schlamm ihrer Mittelmaßes und ihrer Verkommenheit. Vergib mir, dass ich den Lockungen der Monogamie nicht stärker die Stirn bat - noch wusste ich nicht, dass nur Du es bist, der den Hunger meiner Seele zu stillen im Stande ist. Und als ich noch irrte, zwar schon fühlte, dass meine Seele strebet hinauf zu Dir, war ich doch gefesselt von Anstand und Rechtschaffenheit, jenen Verirrungen früher Jugend.

(Botticelli: Der heilige Augustinus beim Studium. Firenze, Chiesa di Ognissanti)

Gespalten lag ich hernieder, mein Innerstes aufgewühlt im Wissen um den Weg hinauf an Deine Seite, doch hielten mich eitle Moral und Familie ab, ihn zu gehen, hielten zurück mich zu weilen an Deiner Seite, oh Herr. Und als der grimmige Sturm mein Innerstes durchwühlte und meine Tränen schon benetzten den Boden, da erhob ich meine Hände hinauf zu Dir und flehte "Wann, oh Herr, wann wirst Du aufhören mir zu zürnen? Lass ab von mir, vergiss meine Sünden und mein Säumen! Warum setzt kein Ende Du meinem Mittelmaß?" Und während ich noch rief, erhörte ich eine Stimme, tief-rauchig erklang sie und rief "tolle, ede!" Als ich mich wandte, woher ich die Worte vernommen, erblickte ich eine Frau in braunem Gewande, einen Apfel mir reichend. Gierig griff ich den Apfel, den Du mir darreichtest durch jene Frau, denn von himmlischer Süße war er, süß von Deiner Erkenntnis und dem Wissen um Dich. So wie ich Dich geschmecket, spürte ich den wachsenden Hunger nach Dir, und so nahte ich dem Weibe, in welchem Du mir erschienst, um Dir nah zu sein, Dich zu erkennen, gleich zu sein Dir, o großer Gott.

Denn hinauf zu Dir streben wir, nach Dir suchen wir, mit Dir wollen wir eins sein, oh Herr, und wer anklopfet an Deine Pforte, dem wird geöffnet und er findet Aufnahme in unser beider Reiche.

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