Sonntag, 7. September 2008

Hellas am Rhein





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Montag, 1. September 2008

Lass uns Kloschildchen gendern (IV)

(Fortsetzung von Lass uns Kloschilchen gendern (III))

22) Schloß Biebrich, Wiesbaden










Die Silhouetten der beiden Figuren reduzieren die möglichen Genderindikatoren bei diesen Exemplaren auf ein Minimum. Prinzipiell handelt es sich um einen klassischen Mode-Genderer:

Der glockenförmige Reifrock, behend zum Gehen emporgehoben, lässt auf das weibliche Geschlecht schließen. In Gehrock und Zylinder - der letzte Schrei im 19. Jhdt. - schreitet der Mann dem Stelldichein mit der Verlobten entgegen, welche ihm auf der gegenüber liegenden Seite einladend die Hand entgegenreicht.

23) Sieben, Berlin














Diese beiden archaisierenden Formen zeigen uns, in welchem Grade unsere heutigen Gender-Indikatoren an zeitliche Rahmenbedingungen geknüpft sind. Denn wer Rock, zopfartig herabwallenden Haare oder Stiefel als klassisch weibliche Marker empfindet, der dürfte diese Tür wieder mit einer roten Wange verlassen.

Nein, die Kleidung ist es nicht, welche uns bei diesem Adelspaar aus früheren Jahrhunderten weiterhilft. Auch anatomisch sind sich die beiden recht ähnlich, nur bei der rechten Figur lässt sich eine korsettgeschnürte Taille erahnen. Aufschlussreicher ist der Blick auf Tiere und in die Gesichter. So verströmen nach unten gezogene Mundwinkel zu linken die Air des ernsten Geschlechtes. Dreispitz und Fernrohr lassen auf einen stolzen Fahrer zur See schließen, während Jagdhund und Schwert am Gürtel die Jagd als edles Hobby des Edelmannes erahnen lassen. Dem schönen Geschlechte reicht hingegen ein Vogel zur Unterhaltung und Zierde:

Passer, deliciae meae puellae,
quicum ludere, quem in sinu tenere,
cui primum digitum dare adpetenti
et acris solet incitare morsus ...


24) Augustiner, Freiburg










Mit dem Rauch der Tabakwaren inhalieren wir schon bekannten Duft der Männlichkeit, und auch der schlichte Hut erscheint uns nicht unvertraut - doch schwungvoller Oberlippenbart und Monokel schlagen neue Töne aus früheren deutschen Jahrhunderten an. Geschlechterdistinktion findet erneut über die dargestellten Tätigkeiten statt - als typisch männlich wird das Zeitung lesen aufgegriffen. Doch geschieht dies wohl eher, um sich für das Salongespräch vorzubereiten, als um beim Verrichten der Notdurft wohl unterhalten zu sein.

Auch die floralen Eckornamente scheinen olfaktorisch verklären zu wollen, was eigentlich hinter diesen Schildchen vor sich geht. Die Darstellung der Dame bedient sich erstmalig ausladender anatomischer Details zur Geschlechterunterscheidung. Zudem scheint sie auffällig geprägt von einer orientalisierenden Epoche, der wohl der Fächer entstammt. Die aufwändige Frisur - Prinzessin Leia lässt grüßen - führt uns dabei wieder in vertraute Gefilde der Genderindikatoren zurück.


25) irgendwas mit Altbier, Düsseldorf












Das anatomische Kriterium zur Unterscheidung von Mann und Frau wird hier transponiert in eine Metapher der Elektrik. Während sich der Deutsche hinter der Unterscheidung von "Stecker" und "Buchse" verkriecht, bedient sich der Engländer des selben konkreten Bildes: Steckverbindungen werden hier klassifiziert nach "male" und "female" ...


26) irgendwas mit Altbier II, Düsseldorf












Die Position des gelösten Untergewandes impliziert die Funktionalität des Ortes, der hinter der Tür verborgen liegt. Einer männlich-lieblos gestalteten Hose steht ein gepunkteter Hauch von Nichts entgegen; sandalierte Plattfüße und klobige Wadeln werden kontrastiert von filigranen Damenfüßen in hochhackigen Schuhen. Stachelige vs. rasierte Beine zeugen von einer Gesellschaft, die in dieser Geschlechtertypisierung die Beinrasur zu einem Element des Weiblichkeitsideal erhoben hat.


27) Turf Tavern, Oxford












Auf Symbolebene findet sich wenig neues. Erwähnenswert ist lediglich die keltische Bilingualität, wie sie auf nordmännischen Toiletten bisweilen anzutreffen ist.


28) Centre for Classical Studies, Oxford

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