Samstag, 24. Mai 2008

Lass uns Kloschildchen gendern (III)

(Fortsetzung von Lass uns Kloschilchden gendern und Lass und Kloschildchen gendern (II) )

16) Athen, Neues Akropolismuseum














Der Autor dieses Schildes sendet auf vielen Ebenen Signale an unseren unterbewussten Genderdistinktor. Recht offensichtlich tut er dies durch die schriftliche Einteilung in "boy" und "girl". Zudem greift er auf optische, schon bekannte Gendermarker wie den Haarvolumenkontrast zurück. Dank jüngerer Studien von Grönemeyer kann als gesichert angesehen werden, dass auch die farbliche Ausprägung in blau und rosa der genderspezifischen Distinktion dient (vgl. GRÖNEMEYER, H.: Männer. 2':19": "Männer sind schon als Baby blau").

17) Athen, Nähe Lysikratesmonument













Nackte Körper bei katharsis - direkter ließe sich auf der Bildebene kaum darauf verweisen, wer hinter diesen verschlossenen Türen was zu tun hat. Doch da unsere Gesellschaft dies als fortgeschrittene Obszönität empfindet, findet hier eine Transponierung dieser Darstellung in den Bereich des Kindlich-Niedlichen statt. Dies gestattet die Profildarstellung des sanitären Aktes - was zuvor nur in männlicher Rückenansicht beobachtet wurde. Betonte Kinderköpfe als Lorenz-Attraktor und die archaisierenden Sanitärgefäße wecken in uns dabei das vollste Verständnis toilet-training betreibender Eltern.


18) Athen










Ähnlich der arabischen Schilder findet sich hier aus "Sicherheitsgründen" der schriftliche Verweis in mehreren Sprachen. Höchst interessant sind auf der Bildebene die Darstellungen davon, was diese Gesellschaft als typische Darstellung von Mann und Frau empfindet.

Martialisch-reserviert erwartet die Männer ein Abbild ihrer selbst, welches fast schon als eine Art Türsteher zu fungieren scheint. Hier scheinen Rollenerwartungen einer Gesellschaft zum Tragen zu kommen, welche dem Mann zum Heulen wohl eher in Richtung des Pfeils schicken würde.

An die Frau werden mit der Erwartung der Berufstätigkeit konfrontiert, wie office-dress und Aktentäschchen nahelegen. Knappes Röckchen und Beine bis zum Boden lassen an der figur erahnen, wie wei sich diese Gesellschaft von der antiken Darstellung weiblicher Fruchtbarkeit entfernt hat.

19) Athen












Hier ein klassischer fashion-genderer, Kommentierung unnötig.


20) Athen













Die identische, versandhauskatalogtypische Körperhaltung und die grosszügig geschnittenen Kleider erschweren im Bereich des Oberkörpers eindeutige Identifikation. Unmengen an Stoff und die Verwendung von Schulterpolstern zum Unterstreichen der idealtypischen männlichen Statur erleichtern die Datierung in die 80er-Jahre. Als sichere Gendermarker bleiben Frisur und der Kontrast zwischen Hose und Rock, aus welchem bei der Dame ein weiteres Mal lange, stöckelschubewehrte Beine herausstechen.

21) Athen













Auch hier erneut klassisches fashion-gendering, im luftigen Comic-Stil gehalten. Im Dunstkreis von Klosteinchengeruch versprühen die Protagonisten den körperfunktionsnegierenden Charme der 60er-Jahre. Ob es der Harndrang ist, der den Mann zu seinen jovialen, doughboy-artigen Verrenkungen animiert, wird wohl nicht mehr zu klären sein ...

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