Mittwoch, 18. Juni 2008

Der Priester, der Ritter und das Speiseeis

Es waren schon einige heiße Kämpfe, die zwischen verschiednen Menschen und Nationen geschlagen wurden, um die rechte Ausprache dieses Luxus-Eises auszufechten. Häagen weckt urgermanische Assoziationen, und die Umlaute treiben uns weiter gen Norden, hinauf in die sturmumpeitschte Gefilde, in deren Permafrost solch Eis gedeihen kann. Doch ach, so versetzt uns der Bindestrich mit Dazs gleich darauf einen philologischen Dolchstoß, der uns ganz plötzlich in ungarische Regionen zu verschlagen scheint - oh sprich, edles Eis, welch edle Blüter mischen sich in deinem anmutigen Papppokal? Weist gar auf politisch fragwürdige Weise deine Geschmacksrichtung auf einen kontrastreichen Ethnomix hin?

Bei genauerer Betrachtung scheint die germanische Assoziation zu obsiegen. Denn in Wirklichkeit ist es eine bildungsschwangere Anleihe aus urteutschem Kulturgut, die die amerikanischen Eiskreatöre hier machen. Lauschen wir nur aufmerksam folgenden Versen des Nibelungenliedes, und wir werden erkennen, dass dies Eise von versteckten Zitaten ebenso durchsetzt ist wie von Karamellfäden:

016161 Da stund der arme prister vnd schawet sein gewant
016162 da bey sach wol Hagen daz er wär vngewant.

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