Dienstag, 2. Oktober 2007

Saint-Denis: Wiege der Gotik

Wer die hellblaue Metro-Linie Nr. 13 an der Station "Basilique de Saint-Denis" im Norden von Paris verlässt, wird für einen Moment verunsichert sich fragen, ob er nicht zu weit in den Süden gefahren ist. Zumindest legt das die beträchtliche Anzahl schwarzer Menschen dar, mit denen man Richtung Ausgang läuft.


Saint-Denis eines der größten Immigrantenviertel von Paris. Dionysiens nennen sich seine Bewohner - doch die wenigsten der Bewohner des größten islamischen Zentrums von Paris werden wohl in einer Beziehung zum griechischen Gott des Weinies stehen. Namensgeber des Viertels war der Märtyrer und heutige Schutzpatron von Paris, Dionysius, welcher um 250 von Rom zur Missionierung nach Gallien geschickt wurde. Auch beim Invalidendom in Paris erinnert eine Statue an den Schutzpatron, aus dessem Hals munter-verharmlosend Wasser plätschert.


Der römische Statthalter von Paris liess ihn und seine Begleiter jedoch enthaupten auf einem Berg, welcher daher heute noch "Berg des Martyriums" heisst: Montmartre. Der enthauptete Dionysius nahm daraufhin seinen Kopf auf, wusch ihn und lief noch einige Kilometer zu demjenigen Ort, an dem heute ihm zu Ehren die Kirche von Saint-Denis zu finden ist. Wir erinnern uns, dass die Ikonographie christlicher Märtyrer meist Bezug nimmt auf die Art des Martyriums, und so findet sich schon auf dem obigen Bild in der Metro-Station links eine entsprechende Statue des heiligen Dionysius, der seinen Kopf in der Hand hält.

Zuerst baute die heilige Geneviève eine Grabkirche an jener Stelle, welche sich im 7. Jahrhundert zur Abtei entwickelte. Schon früh ließen sich Herrscher an diesem prominenten Ort vor Paris bestatten - dazu gleich mehr. Essentiell wichtig ist diese Kirche jedoch auch für die Kunstgeschichte, da sie im 12. Jahrhundert erneuert wurde in einem Stil, welcher von hier ausgehend als Gotik einen Siegeszug durch Europa antrat.

Typisch für die Gotik ist der in die Höhe strebende Innenraum der Kirche, der von großflächigen Fenster mit Licht durchflutet wird:

Auch Spitzbögen, Bündel- und Strebepfeiler und Kreuzrippengewölbe sind typische Stilelemente der Gotik.


Durch sie ergaben sich andere statische Gegebenheiten und somit ganz neue architektonische Möglichkeiten. In der Gotik verschwinden hiermit die massiven, tragenden Wände der Romanik immer mehr; die Kirche "entmaterialisiert" sich.
Möglich war dies auch, indem man den Seitenschub der Wände über Strebe- /"Schwib"bögen nach aussen ableitete (unten Beispiel vom Freiburger Münster):
Da die Stützfunktion der Wände durch diese Möglichkeiten in den Hintergrund trat, konnten sie nun mit großflächigen Fenstern versehen werden...

... durch die das Tageslicht in allen Farbfacetten in den Innenraum fällt.

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